Wir (be-)treten sie mit den Füßen, wir heben sie aus, lagern unseren Müll auf ihnen ab und verschmutzen sie. Für manche sind sie nichts als Dreck. Letztlich aber sind Böden die Grundlage jeden terrestrischen Leben. Böden erfüllen im Naturhaushalt sehr viele unschätzbar wichtige Funktionen. Doch nur Böden die „gesund“ und belebt sind können diese Funktionen erfüllen. Aus diesem Grund ist Bodenschutz immens wichtig. Die augenfälligste Funktion des Bodens ist dessen Nutzung durch die Landwirtschaft. Die landwirtschaftliche Nutzfläche zur Produktion hochwertiger Nahrungs- und Futtermittel für Mensch und Tier nimmt in etwa 40 Prozent der Gesamtfläche Europas ein, die je nach Bewirtschaftungsweise im Hinblick auf Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz mehr oder weniger intensiv genutzt werden. Hierdurch wird klar, dass gerade auf diese Flächen der Fokus fällt, wenn der Bodenschutz verbessert werden soll. Grundsätzlich gibt es in der landwirtschaftlichen Bodennutzung auch ein großes noch ungenutztes Verbesserungspotential.
Enge Fruchtfolgen, die von nur einer oder zwei Hauptkulturen dominiert werden und in denen daher ein höherer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln nötig ist, können das empfindliche Ökosystem Boden nachhaltig schädigen. In der Landwirtschaft sind sie leider recht weit verbreitet.
Im Gegensatz hierzu stehen weite Fruchtfolgen, die eine größere Vielfalt von Kulturarten, die nacheinander auf einem Acker angepflanzt werden, mit sich bringen. Sie bringen Diversität auf das Feld, stellen jeweils spezifische Ansprüche an Nährstoffe und Wasser und verringern damit das Auftreten von Schadorganismen, den Krankheitsdruck und Nährstoffmangel.
In Verbindung mit einer angepassten, organischen Düngung und Bodenbearbeitung zur rechten Zeit fördern sie die Bodenfruchtbarkeit. Auch wenn das Wort Bodenfruchtbarkeit maßgeblich auf die Eigenschaft eines Bodens zur Produktion von Futter- und Lebensmitteln abzielt, so beschreibt es aber auch gleichzeitig den Zustand des Bodens, der die Erfüllung einer weiteren Funktion beschreibt: Die Filterfunktion. Böden spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung unseres Trinkwassers. Regenwasser wird bei der Bodenpassage gereinigt. Grund hierfür ist die sogenannte Austauschkapazität der Böden. Böden mit hohen Humusgehalten und schwerer, toniger Bodenart habe höhere Austauschkapazitäten als solche, die sandig und humusarm sind. An diesen Austauschern können Stoffe (Moleküle, Ionen) gebunden und somit festgehalten werden, wenn das Wasser sich seinen Weg durch die Porenräume des Bodens sucht. Eng verbunden hiermit ist die Pufferfunktion. Sie beschreibt, dass Böden schwammähnlich Stoffe wie Wasser und Nährstoffe aufnehmen und zeitverzögert abgeben. Hätten Böden diese Funktion nicht, dann wäre eine Vegetationsdecke wie wir sie kennen praktisch nicht möglich. Lediglich einige niedere Pflanzen wie Moose und Flechten könnten sich ansiedeln, da die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit nicht gegeben wäre. Zudem wäre auch für uns Menschen das Leben dann ziemlich unangenehm, wenn jeder Regentropfen wie auf einer Glasscheibe direkt von der Bodenoberfläche ablaufen würde. Jeder noch so kleine Schauer würde zu heftigen Überschwemmungen führen! Böden tuen aber auch sehr viel für die Regulation unseres Klimas. Solange sie feucht sind verdunsten sie stetig Wasser, besonders viel natürlich im Sommer. Durch die Verdunstung kühlen sie die unteren Luftschichten und sorgen somit gemeinsam mit der Pflanzendecke dafür, dass die Temperaturen moderat bleiben. In Wüsten, in denen die Verdunstung von Boden und Pflanze fehlen, können die Temperaturen gut und gerne 15°C höher liegen als bei uns in Luxemburg. Aber auch im Winter bewahren sie uns vor extremer Kälte. Sie speichern die Wärme des Sommers und geben sie langsam im Herbst und Winter ab. Und in den Sommer starten sie kühl, sodass sich auch hierdurch die Sommerhitze regulieren.
Diese Schilderungen einiger der wichtigsten Bodenfunktionen zeigt die große Bedeutung der Böden im Naturhaushalt und letztlich für das (Über-)Leben des Menschen. Ihr Schutz sollte somit in unser aller Interesse liegen. Der Nutzungsdruck auf die Böden ist enorm und sehr vielfältig, da viele Akteure eingebunden sind. Land- und Forstwirtschaft sind flächenmäßig die bedeutendsten Akteure, aber andere nutzen den Boden nicht nur, sie verbrauchen ihn. Gemeint sind letztlich wir alle. Häuser, Straßen, Industriegebiete, all diese Einrichtungen sind wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft. Durch die Nutzung der „grünen Wiese“ für den Neubau gehen allerdings Bodenressourcen und somit natürlich auch dessen Funktionen verloren. In Luxemburg wurden im Durchschnitt der letzten Jahre 730 ha Fläche pro Jahr versiegelt, damit ist der Flächenverbrauch pro Kopf so hoch wie nirgendwo sonst in der Welt! Wünschenswert ist daher, wo immer möglich, die Nutzung von Industriebrachen und Renovierung von Wohnraum statt Neubau.
Aus der landwirtschaftlichen Sicht sollten stärkere Bemühungen unternommen werden, um die Humusgehalte in den Böden zu erhöhen. Im gleichen Zuge gilt es auch das Bodengefüge zu verbessern. Standortgeeignete Bodenbearbeitungsmaßnahmen, die standortangepasste Nutzung organischer Dünger und Kulturpflanzen hilft, in einem ganzheitlichen Ansatz die Bodenfunktionen zu erhalten und zu verbessern.
Autor: Thorsten Ruf