Is(s)t vegan wirklich vegan?

Viele Verbraucher ernähren sich gerne vegan aus ideologischen Aspekten. Unter einem veganen Ernährungs- bzw. Lebensstil versteht man den Verzicht auf tierische Produkte. Dieser Lebensstil bezieht sich nicht ausschließlich auf die Ernährung. Es wird möglichst auf alle tierischen Produkte im Alltag verzichtet, so zum Beispiel auch in der Kleidung oder in Möbeln. Aber isst man wirklich vegan, wenn man vegane Produkte kauft? Bei den meisten veganen Produkten werden die Pflanzen mit Gülle oder Mist gedüngt. Aber welche Möglichkeiten gibt es zur alternativen viehlosen Düngung der Pflanzen? Weiterhin ist zu beachten, dass in Luxemburg 50% unserer Fläche auch Grünland besteht, was aus Natur- und Klimaschutzgründen nicht zu Ackerland umgebrochen werden darf. Was kann alternativ mit diesem Pflanzenmaterial gemacht werden?

Wenn man sich vegan ernährt, aber keinen Wert auf biologische Lebensmittel legt, ist die vegane Ernährung relativ einfach durchzuführen. Bei der Pflanzenproduktion kann in der konventionellen Landwirtschaft auf organischen Dünger verzichtet und mineralische Düngemittel eingesetzt werden. Mineraldünger stammen entweder aus dem Bergbau (Kalisalze und Kalk) oder werden unter hohem Energieaufwand über das Haber-Bosch Verfahren chemisch hergestellt. Mit Hilfe von Bodenproben wird der Versorgungsgrad der Ackerböden mit Nährstoffen ermittelt und dementsprechend gedüngt.

Aber wie kann nun eine biologisch-vegane Pflanzenernährung aussehen?

Wichtig ist es, die Funktionen des Bodens mit der mikrobiellen Nährstoffversorgung aufrecht zu erhalten und zeitgleich den Nährstoffgehalt des Bodens möglichst auf hohem Niveau zu halten. Dafür rotieren verschieden Kulturen (Fruchtfolge) hintereinander auf der gleichen Ackerfläche. Es sollten viele Stickstoff-sammelnde Pflanzen, zum Beispiel mehrjähriges Kleegras, in der Fruchtfolgerotation verwendet werden. Auch Hülsenfrüchte (Körnerleguminosen) wie Erbsen und Bohnen können Stickstoff sammeln, daher sollten diese für den menschlichen Verzehr geeigneten Pflanzen auch einen Platz in der Fruchtfolge finden. Leguminosen selbst untereinander sind jedoch unverträglich und es braucht zwischen ähnlichen Pflanzenfamilien mehrere Jahre Anbaupause, um negative Effekte auf den Ertrag und die Gesundheit der Pflanzen zu vermeiden.

Eine biologische Möglichkeit keine tierischen Dünger zu verwenden, ist die Verwendung von Komposten. Kompost kann aus verschiedenen Materialien hergestellt werden und auch Gras kann über diesen Prozess aufgewertet werden. Mikroorganismen zersetzen im Kompostierungsprozess die Pflanzenmaterialien zu wertvollen Düngern. Kompost kann jedoch nicht allein aus Gras bestehen: Es werden viele verschiedene Komponenten (zum Beispiel Holz, Stroh und Ton) benötigt, um die freigesetzten Nährstoffe zu binden. Damit gehen Nährstoffe nicht in die Luft oder ins Grundwasser, über den Regen, verloren. Bei der Kompostierung ist zu beachten, dass es ein großer Arbeitsaufwand ist. Das Gras sollte zu einem perfekten Zeitpunkt geschnitten werden, das Gras sollte eine ausreichende Länge aufweisen und zeitgleich nicht zu alt sein, nur dann sind viele Nährstoffe in den Pflanzen vorhanden. Die Ernte sollte unter guten Wetterbedingungen stattfinden, damit die Böden zum einen befahrbar sind und zum andern die Nährstoffe nicht aus den frisch geschnittenen Gräsern ausgewaschen werden. Das geschnittene und kurz zerkleinerte Gras wird auf einen Haufen gefahren und mit den weiteren Komponenten vermischt. Daraus wird eine sogenannte Kompostmiete (ein langer Haufen in Dreiecksform) aufgesetzt, diese wird regelmäßig über mehrere Wochen mit dem Traktor und einem Kompostwender durchmischt. Diese Arbeiten bedingen einen hohen maschinellen Aufwand für die Herstellung des Düngungsmittels.

Die zweite biologische Möglichkeit, keine tierischen Dünger zu verwenden, ist, nach der Ernte des Grases dieses direkt auf die Ackerfläche als Dünger auszubringen. Hier ist zu beachten, dass die Nährstoffe sehr schlecht pflanzenverfügbar sind. Das Gras muss auf der Ackerfläche verrotten, um von den Pflanzen aufgenommen zu werden. Diese sogenannten Flächenrotte dauert etwas länger als die Kompostierung und der Umsetzungsprozess kann bei diesem Fall nicht reguliert werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass keine Fäulnis auf der Fläche auftritt. In der Landwirtschaft findet diese Methode der Düngung wenig Anwendung. Jedoch ist es in heimischen Gärten eine Möglichkeit, um den Rasenschnitt effektiv zu nutzen.

Die dritte biologische Möglichkeit keine tierischen Dünger zu verwenden, ist das Betreiben einer Biogasanlage mit dem anfallenden Grünschnitt. Das geerntete und zerkleinerte Gras wird auf einen Haufen gefahren und luftdicht für eine längerer Periode gelagert. Dies ist die Grundlage zur Dünger- und Gasproduktion. Durch ein Vergärungsprozess wird Methan, was zum Heizen oder als Kraftstoff verwendet werden kann, gewonnen. Die Reststoffe des Pflanzenmaterials sind ein wertvoller Dünger, der dann auf den Ackerflächen ausgebracht werden kann.

Der biologische Pflanzenbau ist sehr komplex in der Hinsicht auf die eigene Herstellung organischer Dünger. Unter verschiedenen Aspekten ist abzuwägen, ob die eigene Herstellung der oben genannten drei Möglichkeiten sinnvoll ist oder ob alternativ eine Tierhaltung in Betracht kommt.

Bei den oben genannten Aspekten wurde nur die Gewinnung von Stickstoff betrachtet. Phosphor und Kalium muss betriebsfremd eingekauft und anschließend gedüngt werden. Diese gehen über den Verkauf von Produkten im Kreislauf verloren.