Kreislaufwirtschaft – Ausgangspunkt der biologischen Landwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft ist, im Gegensatz zur gängigen linearen Wirtschaft, ein Modell für Produktion und Verbrauch, das auf der Wiederverwendung, Reparatur und dem Recycling vorhandener Materialien und damit auf der Verlängerung des Produktlebenszyklus basiert (Kirchherr et al. 2017). Das übergeordnete Ziel besteht darin, den Abfall und den Rohstoffverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren und einen zusätzlichen Wert zu schaffen, indem auch das Material in der Wirtschaft gehalten wird. Durch die Reduzierung des Bedarfs an Rohstoffen und Ressourcen können der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen für die Rohstoffgewinnung gesenkt und die Industrie unabhängiger von Importen werden (EP 2020).

Natürliche Kreisläufe stellen bereits die Eckpfeiler der Landwirtschaft dar; Die Produktion von Pflanzen und Tieren basiert auf Luft-, Wasser- und Nährstoffkreisläufen, angetrieben durch das Sonnenlicht. Der Agrarsektor ist insofern einzigartig, als dass er auf diese natürlichen Ressourcen angewiesen ist. Deren Erschöpfung über nachhaltige Grenzen hinaus kann negative, unwiderrufliche Folgen haben (EIP-AGRI, 2015). In Bezug auf die Landwirtschaft ist die Kreislaufwirtschaft ein Ansatz, der auf der Minimierung externer Inputs in das landwirtschaftliche Produktionssystem, dem Schließen von Nährstoffkreisläufen, der Verringerung negativer Auswirkungen auf die Umwelt sowie auf der Verwertung von Agrar- und Lebensmittelabfällen beruht (Toop et al. 2017, FAO 2020).

Im Agrarsektor wird der ökologische Landbau im Vergleich zu konventionellen Anbausystemen häufig als die nachhaltigere Produktionsform angesehen. Die Kreislaufwirtschaft als geschlossenes System bildet die Grundlage des ökologischen Landbaus. Ziel ist es, ein nachhaltiges Produktionssystem zu schaffen, indem ein ganzheitliches Konzept der Bewirtschaftung umgesetzt wird, welches die Gesundheit des Agrarökosystems und das Wohlbefinden des Menschen verbessert und die Umweltintegrität erhält. Anstatt fossile Inputs in Form von Mineraldüngern und chemisch-synthetischen Pestiziden zu verwenden, stützt sich der ökologische Landbau in erster Linie auf kulturelle, biologische und mechanische Methoden (Sanders & Hess 2019, IFOAM-Generalversammlung 2008, FAO 2009). Die Verwendung betriebsinterner und regionaler Inputs wird priorisiert, die Energieflüsse werden neu organisiert und die Zusammenhänge des Ökosystems in der landwirtschaftlichen Produktion berücksichtigt.

In Luxemburg hat der Bio-Sektor während seiner gesamten Entwicklung versucht, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft umzusetzen. In ihrer Vision eines nachhaltigen Lebensmittelsektors verbinden sie den natürlichen Lebenszyklus, der die Grundlage für die Primärproduktion bildet, mit der Kreislaufwirtschaft während ihres gesamten Wirtschaftsmodells.

2019 wurden in Luxemburg 105 landwirtschaftliche Betriebe von 1.872 biologisch bewirtschaftet (5,6 %), was einer landwirtschaftlichen Fläche von 5.817 ha von 131.592 ha (4,4 %) entspricht (MAVDD 2020). Lokale Bio-Produkte werden häufig über Direktvermarktung und landwirtschaftliche Genossenschaften verkauft. Darüber hinaus vervollständigen 161 Unternehmen in den Bereichen Herstellung und Verarbeitung, Großhandel, Einzelhandel und Restauration sowie Import von biologischenProdukten den Bio-Sektor in Luxemburg (MAVDD 2019). Dieser Kreis schließt sich mit dem Verbraucher, dessen Nachfrage nach bestimmten Produkten das gesamte System antreibt. Im Jahr 2017 gaben luxemburgische Verbraucher 203 € pro Kopf für Bio-Produkte aus und belegten weltweit den 4. Platz (IFOAM & FIBL, 2019).

Diese Nachfrage macht etwa 12 % der Nahrungsmittelausgaben aus und wird derzeit nicht durch die nationale ökologische Produktion gedeckt (Statec 2020). Darüber hinaus ist es im kleineren Bio-Sektor noch schwieriger, eine Produktions- und Verarbeitungsinfrastruktur aufzubauen und in einem kleinen Land wie Luxemburg rentabel zu betreiben. Für viele Produkte gibt es daher bis dato keine regionalen Wertschöpfungsketten und Marketingstrategien, so dass die Weiterverarbeitung häufig in den luxemburgischen Nachbarländern stattfinden muss. Dies schafft einen Flaschenhals für die weitere Entwicklung der Kreislaufwirtschaft und des ökologischen Landbaus. Für einen erfolgreichen Übergang des Agrar- und Lebensmittelsystems hin zu einer nachhaltigen Produktion muss daher zunächst der Verbraucher den Nutzen lokaler Bio-Produkte erkennen und bereit sein, für diese Produkte mehr zu zahlen.

 

Literatur

  • European Innovation Partnership ‘Agricultural Productivity and Sustainability’ (EIP-AGRI) (2015): EIP-AGRI Workshop ‘Opportunities for Agriculture and Forestry in the Circular Economy’. WORKSHOP REPORT 28-29 OCTOBER 2015.
  • European observatory of transition www.transition-europe.eu
  • European Parliament (EP) (2018): Circular economy: definitions, importance and benefits. https://www.europarl.europa.eu/news/en/headlines/economy/20151201STO05603/circular-economy-definition-importance-and-benefits
  • Food and Agriculture Organization (FAO) (2009): Glossary on organic agriculture http://www.fao.org/fileadmin/templates/organicag/files/Glossary_on_Organic_Agriculture.pdf
  • FAO (2020): Circular Economy: Waste-to-Resource & COVID-19
  • IFOAM Generalversammlung (2008):  https://www.ifoam.bio/why-organic/organic-landmarks/definition-organic
  • IFOAM & FIBL (2019): The world of organic agriculture: statistics & emerging trends 2019. FiBL ; IFOMA-Organics international, Frick; Bonn.
  • Kirchherr J, Reike D, Hekkert M (2017): Conceptualizing the circular economy: an analysis of 114 definitions. Resources, Conservation and Recycling, 127, 221-232.
  • Ministère de l’Agriculture, de la Viticulture et du Développement Durable (MAVDD) (2019): Statistik in der biologischen Landwritschaft. https://agriculture.public.lu/de/lebensmittelsicherheit-qualitatszeichen/biologische-landwirtschaft/grundlagen-biologischen-landwirtschaft/statistik.html
  • Ministère de l’Agriculture, de la Viticulture et du Développement Durable (MAVDD) (2020): Rapport d’activité 2019 https://gouvernement.lu/de/publications/rapport-activite/minist-agriculture-viticulture-protection-consommateurs/magri/2019-rapport-activite-ma.html
  • Sanders J, Hess J. (2019): Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. 2nd rev. Edition. Thünen Institut, Braunschweig, Germany. Report 65. DOI:10.3220/REP1576488624000
  • Toop TA, Ward S, Oldfield T, Hull M, Kirby M, Theodorou M (2017):  Agrocycle – developing a circular economy in agriculture. Energy Procedia, 123, 76-80
  • Statec (2020): Households allocate 12 % of their food expenditure to organic products. https://statistiques.public.lu/catalogue-publications/regards/2020/PDF-12-2020.pdf