Sojabohnen (Glycine max (L) Merr.) sind eine wichtige, hochwertige Proteinquelle in der Tierernährung. In Luxemburg werden 100 % der Sojabohnen importiert und der tatsächliche Sojafutterverbrauch ist nicht bekannt. Ziel der Untersuchung am IBLA war es daher, den luxemburgischen Sojafutterverbrauch für 2018 für die überwiegenden Nutztiere (Rinder, Geflügel, Schweine) in konventioneller bzw. ökologischer Landwirtschaft zu berechnen und das Reduktionspotenzial von Sojabohnen in Futterrationen zu bewerten.
Luxemburg hatte im Jahr 2018 laut Rapport d’Activité 2018 des Service d’Economie Rurale eine landwirtschaftliche Fläche von 131.844 ha, davon sind 51,4 % Grünland und 47,3 % Ackerland. Die durchschnittliche Betriebsgröße betrug 69,3 ha. Im Jahr 2018 wurden 5,4 % der Betriebe und 4,4 % der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet. Viehbestandsdaten für die verschiedenen Tierarten und Managementsysteme im Jahr 2018 wurden vom Service d’Economie Rurale bereitgestellt, aus denen hervorgeht, dass 1.293 von 1.965 Betrieben 196.093 Mutter- und Milchkühe hielten, davon 4.050 Bio-Kühe. Schweine summierten sich auf 91.745 (892 Bio) und Geflügel auf 123.502 Tiere (davon Bio: 31.318).
Der Sojafutterverbrauch wird pro Tier und Jahr mit zwei unterschiedlichen Ansätzen berechnet: SoyaMax basiert auf gängigen Futterrationen und SoyaMin steht für einen minimierten Sojabohneneinsatz in Futterrationen basierend auf Expertenwissen, Fütterungshandbüchern und Wertetabellen. SoyaMin entspricht dem Potenzial zur Reduzierung von Sojabohnen in Luxemburg. Basierend auf dem Rohproteinbedarf von Hühnern, Schweinen und Rindern wird der Verzehr von Sojabohnenextraktionsschrot für jede Tierkategorie berechnet.
Für Aufzuchtferkel wird ein SoyaMax von 46,2 kg und für Mastschweine (drei verschiedene Fütterungsrationen pro Mastperiode, Gewichtszunahme von 90 kg) SoyaMax von 99,4 kg (SoyaMin: 55,3 kg) berechnet. Für Sauen (Trag- und Pflegedienst, Pflege) beträgt Soja Max 134 kg (SoyaMin 68,5 kg). In der biologischen Schweinehaltung entspricht SoyaMax für alle Schweinekategorien SoyaMin und beträgt 56 kg.
Bei Legehennen (Dreiphasenfütterung) ergibt SoyaMax 10,2 kg (SoyaMin 5,6 kg), während im ökologischen Landbau SoyaMax 9,3 kg (SoyaMin 5,6 kg) beträgt. Broiler (Masthähnchen) werden mit einem SoyaMax von 12,5 kg entsprechend SoyaMin gefüttert. In der ökologischen Broilerproduktion entspricht SoyaMax SoyaMin und wiegt 6,9 kg.
SoyaMax für Milchkühe basiert auf unterschiedlichen Futterrationen mit unterschiedlichen Anteilen an Gras- und Maissilage, resultierend aus Soja-Extraktionsschrot zum Energieausgleich und einem Eiweißüberschuss von 1,5 kg. SoyaMax in der konventionellen Landwirtschaft beträgt 287 kg (SoyaMin: 207 kg). In der biologischen Milchproduktion enthält die Winterfütterung Sojabohnen, während die Sommerfütterung sojabohnenfrei ist. SoyaMax im ökologischen Landbau beträgt 90 kg (SoyaMin 66 kg). Sowohl konventionelle als auch biologische Mutterkühe werden nicht mit Soja gefüttert. Für Rinder unter einem Jahr beträgt SoyaMax 49 kg (SoyaMin: 0 kg) und für männliche Fleischrinder zwischen ein und zwei Jahren beträgt SoyaMax 219 kg (SoyaMin 33 kg). An Bio-Rinder unter zwei Jahren werden keine Sojabohnen verfüttert, gleiches gilt für konventionelle und biologische Färsen und Zuchtbullen.
Luxemburg importiert derzeit 100 % seiner in der Tierfütterung verwendeten Sojabohnen in Höhe von 27.453 t, kultiviert auf 12.537 ha im Ausland. Laut Luxemburgischen Futtermittelhändlern werden ca. 90 % der Sojabohnen aus Übersee und 10 % aus Europa importiert. Die 90% Mengenanteil repräsentieren eine Landraubfläche von 11.283 ha in Übersee oder 187 m2 Ackerland pro luxemburgischem Einwohner. Ähnliche Zahlen können für benachbarte Länder berechnet werden (z. B. Deutschland 169 m2, Frankreich 184 m2) (Europäische Union 2020b).
Das Potenzial zur Reduzierung von Importen durch Verringerung von Sojabohnen in Futterrationen wurde mit 42,1 % berechnet, von 27.453 t auf 15.886 t. Die hier dargestellte Alternative eines reduzierten Anteils an Sojabohnen in den Futterrationen ist ein praktikables Beispiel und stellt nur eine von vielen möglichen Rationen dar. Nichtsdestotrotz, Sojabohnen in Futterrationen zu reduzieren bedeutet immer erhebliche Futterumstellungen für die verschiedenen Tierkategorien und damit im gesamten landwirtschaftlichen Produktionssystem. Da Luxemburg ein Grünlandstandort ist, mit 51,4 % der landwirtschaftlichen Fläche in Form von Grünland (Service d’Economie Rurale 2019a), ist eine Möglichkeit der Verringerung des Anteils von Sojabohnen in den Futterationen eine Reduzierung der Maissilage zugunsten von Grassilage für Fleischrinder. Diese Änderung, sowie alle anderen Änderungen in der Viehwirtschaft ist nicht einfach umzusetzen, da die Fleisch-, Milch- und Eierproduktion einer etablierten Wertschöpfungskette mit definiertem zeitlichem Rahmen unterliegt.
Luxemburg ist ein günstiger Grünlandstandort mit einem hohen Potenzial für die Nutzung von Grünland als Proteinquelle für Milchkühe. Hinsichtlich der hohen Selbstversorgung mit hofeigenem Futter, dem geringeren Sojaverbrauch in der Futterration und der geringeren Viehdichte im Bio-Anbau im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft könnte der Bio-Landbau als Vorbild für eine höhere Soja-Autarkie in Luxemburg und als Grundlage für eine nationale Proteinstrategie dienen.
Autoren: Stéphanie Zimmer, Laura Leimbrock-Rosch, Marita Hoffmann, Sabine Keßler
Die ausführliche Studie finden Sie hier:
- Zimmer, S., Leimbrock-Rosch, L., Hoffmann, M., Keßler, S. (2021): Current soybean feed consumption in Luxembourg and reduction capability as a basis for a future protein strategy. Organic Agriculture. DOI: 10.1007/s13165-020-00339-7