Spelz – Revival eines Urkorns

Dinkel oder Spelz (Triticum spelta) ist eine Getreideart aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) und eng mit dem Weichweizen verwandt (Gattung: Weizen Triticum). Die ältesten Nachweise von Dinkel stammen aus dem 6. bis 5. Jahrtausend v. Chr. und wurden in den Tälern des Ararat-Gebirges in Vorderasien gefunden. Vor über 3.000 Jahren kam das Urgetreide, welches wohl aus Mutationen alter Weizen-, Einkorn oder Emmerarten entstanden ist, nach Mittel- und Nordeuropa.

Spelz enthält viele Vitamine (B1, B2, B3 & B6), Mineralstoffe (Magnesium, Eisen) und Spurenelemente (Zink, Silicium) und gilt daher als sehr gesund. Bereits Hildegard von Bingen beschrieb die durchweg positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften des Dinkels: „Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh und voll Heiterkeit. Und wie immer zubereitet man ihn isst, sei es als Brot, sei es als andere Speise, ist er gut und lieblich und süß.”. Da Dinkel zudem im Anbau anspruchsloser, widerstandsfähiger und wetterbeständiger als Weizen ist, war das Urgetreide bis ins 18. Jahrhundert ein hochgeschätztes Handelsprodukt. Aufgrund des geringeren Ertrags von Dinkel, welcher sich mit Kunstdünger nicht steigern lässt sowie der aufwändigeren und teureren Verarbeitung des Dinkelkorns (s.u.) ging sein Anbau im 20. Jahrhundert allerdings zugunsten des, um 40 % ertragreicheren, Weizens zurück.

Erst in rezenten Jahren erfreut sich das gesunde Urkorn wieder größerer Beliebtheit und wird wieder vermehrt angebaut. Auf unserem 2000 m2 Feld wurden 2019 110 m2 Spelz angebaut. Da es sich hierbei um Winterdinkel handelt, welcher eine längere Kälteperiode zur Keimstimulierung benötigt, erfolgte die Aussaat bereits Anfang Oktober 2018. In der Regel müssen 250-400 Körner/m2 ausgesät werden, um anschließend etwa 6 Tonnen/ha ernten zu können.

Dinkelkörner sind fest mit ihren Spelzen verwachsen. Die Weiterverarbeitung wird dadurch zwar arbeitsintensiver, da die Entfernung der Spelzhülle einen separaten Arbeitsschritt, den „Gerbgang“ erfordert, gleichzeitig schützt diese Hülle das Korn aber auch vor Schädlingen, Pilzen, Umwelt- und Witterungseinflüssen. Dinkel ist entsprechend robust, kann Kälte und Feuchtigkeit standhalten und wächst auch auf flachgründigen, kargen oder steinigen Böden bis in rund 1.000 m Höhe. Dabei erreicht er Wuchshöhen zwischen 0,6 m und 1,5 m. Das Urgetreide gilt zudem als selbstverträglich und kann, besonders auf guten Standorten, mehrmals in Folge ohne Ertragseinbußen kultiviert werden. Allerdings ist die Ähre des Dinkels stark spindelbrüchig, was bedeutet, dass die reifen Körner schnell aus der Ähre herausfallen und entsprechend hohe Kornverluste mit sich bringt.

Die korn-schützende Spelze ist auch der Grund dafür, dass Dinkel kaum auf chemische Düngemittel reagiert. Dies macht Dinkel zum idealen Getreide für die biologische Landwirtschaft und insbesondere für den Anbau in Wasserschutzgebieten. Aufgrund der schwierigeren Verarbeitung von Dinkel sind auch Zuchterfolge sehr gering. Spelz wurde daher nicht mit anderen Getreidesorten gekreuzt, wodurch er seine ursprünglichen Eigenschaften behalten konnte. Letzteren wird wiederum eine bessere gesundheitliche Verträglichkeit zugeschrieben. Dinkel enthält zudem zwar durchaus Gluten, im Gegensatz zu Weizen aber kein ω-Gliadin (Protein-Bestandteil von Gluten), welches als Auslöser vieler allergischen Reaktionen identifiziert wurde. Darüber hinaus gibt es weitere Unterschiede in den Bestandteilen von Dinkel und Weizen, die auf eine bessere Verträglichkeit von Dinkel hinweisen.

Als Futtermittel für Nutztiere findet Dinkel nur selten Anwendung, lässt sich für die menschliche Ernährung aber prinzipiell überall anstelle von Weizen verwenden. So eignet sich Spelz zur Herstellung von Back- und Teigwaren wie Brot, Kuchen (siehe untenstehendes Rezept) oder Nudeln aber auch als Flocken im Müsli, gekocht als ganzes Korn als Beilage oder in Salaten sowie zur Herstellung von Dinkelbier, -kaffee oder -milch. Sein Geschmack ähnelt dem des Weizens, ist aber besonders fein und hat eine leicht nussige Note.