Der Klimawandel mach sich in der Landwirtschaft an vielen Stellen bemerkbar. Die Folgen der häufiger werdenden Extremwetterereignisse wirken sich auch, oder gerade, auf den Boden aus: in langen Trockenphasen verdunstet die im Boden gespeicherte Feuchtigkeit. Dadurch wird nicht nur die Nährstoffaufnahme der Pflanzen gestört, sondern ausgetrocknete Sedimente können auch leicht vom Winde verweht werden (äolische Erosion). Bei Starkregen hingegen können die Wassermassen nicht ausreichend einsickern, als Folge wird Bodenmaterial weggespült. In beiden Fällen erfolgt eine Degradation fruchtbaren Bodens, der für die Produktion von Lebensmitteln unerlässlich ist.
Flurbereinigungsmassnahme, welche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden, begünstigen den Erosionsprozess: landwirtschaftliche Flächen wurden zusammengelegt und „störende“ Landschaftselemente wie Hecken, Knicks und Bäume entfernt. Dies ermöglichte zwar eine effizientere Bearbeitung mit immer grösseren Maschinen, hatte allerdings auch einen massiven Rückgang der Biodiversität zufolge. Zudem dienten die Landschaftselemente sozusagen als Prellbock, reduzierten die Windgeschwindigkeit und dadurch die äolische Bodenerosion. Zusätzlich wurde der Anbau von flachwurzelnden Getreidearten wie Mais und Brotweizen forciert. Da diese Pflanzen weder tief wurzeln noch als ganzjährige Flächenbedeckung genutzt werden, schützen sie den Boden unzureichend. Aktuell bekämpfen Landwirt*innen die Bodenerosion vor allem mit dem anlegen einer Gründecke als Zwischenfrucht nach der Ernte, oder durch Aussaat einer Winterkultur im Herbst.
Eine vergleichsweise neue Entwicklung welche traditionelle Anbaupraktiken mit aktueller Forschung verknüpft ist die Agroforstwirtschaft. Hierbei wird versucht, eine Symbiose aus verschiedenen Pflanzen wie beispielsweise Bäumen, Sträuchern und Getreide zu schaffen. Dazu werden Ackerflächen durch die Anlage von Bäumen und Hecken getrennt, welche die Winderosion reduzieren. Zudem spenden die Bäume Schatten und schützen den Boden so vor dem Austrocknen. Die Hecken dienen darüber hinaus Kleinstlebewesen als Rückzugsort und Nistbereich, wodurch sich die Biodiversität erhöht. Versuchsflächen in Frankreich zeigen, dass sich Bodenqualität und Artenvielfalt bereits verbessern, wenn nur fünf Prozent der Gesamtanbanbaufläche für die Anlage von Bäumen und Hecken genutzt wird. Zudem bietet die Agroforstwirtschaft die Möglichkeit der Einkommensdiversifizierung beispielsweise durch den Verkauf der zusätzlichen Früchte oder des Holzes.
Vor allem auf Cafe-Plantagen ind Südamerika wird verstärkt auf Agroforstwirtschaft gesetzt, aber auch in Europa interessieren sich immer mehr Landwirte für dieses Bewirtschaftungsmodell. In Frankreich wird mittlerweile eine Fläche von über 100 km2 als Agroforstwirtschaft genutzt. In Zeiten steigender Betriebsmittelpreise, globarer Handelsketten und unkalkulierbaren Wetterereignissen sollte diese spannende Entwicklung genau verfolgt und geprüft werden.