Initiativen zur Rettung von Lebensmittel – „Foodsharing“

Lebensmittelreste fallen bei uns allen an. Aber wie verhindern wir das? Um die Lebensmittelreste zu minimieren und die noch produzierten Reste am besten zu verwerten haben, wir mit verschiedenen Initiativen gesprochen, die Lebensmittelreste verwerten.

In diesem Blogbeitrag wird die Initiative „Foodsharing Luxemburg“ etwas genauer angeschaut. Foodsharing ist eine Umweltorganisation, die die Lebensmittelverschwendung minimieren möchte. Sie verteilen Überschussgemüse und Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufen sind in ihrer Community.

Der Verein wurde 2020 aus einer Gruppe junger Leute gegründet, die sich in Deutschland beim Studium kennengelernt haben. Dort hatten sie den ersten Kontakt mit der Gruppe „Foodsharing Deutschland“. Dieses Konzept brachten sie mit nach Luxemburg und gründeten den Verein. Der Verein wurde ganz unter dem Motto „Alle Lebensmittel, die noch genießbar sind, sollen in Luxemburg gegessen werden“ gegründet. Noch genießbare Lebensmittel werden von Freiwilligen in Lebensmittelgeschäften oder bei Privatpersonen abgeholt und unter der Community, in öffentlichen Kühlschränken und Regalen in Esch/Uelzecht, in Lëntgen und in der Stadt Lëtzebuerg oder an regelmäßigen Verteilungsaktionen „Distribution Days“ verteilt.

Ein wichtiges Thema ist die Sensibilisierung der Gesellschaft. Durch die Sensibilisierung für die Werte der Lebensmittel und die Auswirkungen, die mit deren Verschwendung auf das Klima, die Umwelt und die Gesellschaft einhergehen, erhofft sich der Verein mehr Verständnis sowie einen Strukturwandel in der Gesellschaft. Mehr dazu erfahren Sie im Interview.

 

Interview mit Foodsharing Luxemburg

Ihre Initiative

Wie werden Personen auf Sie aufmerksam?

Personen werden vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf uns aufmerksam. Viele Menschen in Luxemburg haben bereits von ähnlichen Vereinen aus dem Ausland gehört und freuen sich, wenn sie erfahren, dass es dieses Konzept nun auch in Luxemburg gibt. Natürlich spielt auch unsere Präsenz in den klassischen und sozialen Medien eine wichtige Rolle.

Woher beziehen Sie die Lebensmittel?

Im Projekt Foodsaving holen unsere Freiwilligen bei über 80 Betrieben in ganz Luxemburg Lebensmittel ab. Dies sind vor allem regelmäßige Abholungen bei Supermärkten, kleinen Lebensmittelläden, Tankstellen und Bäckereien, aber auch punktuelle Abholungen, wie nach Veranstaltungen, sind möglich.

Wie verarbeiten Sie die Lebensmittel, das Ihnen zu Verfügung gestellt wird?

Unser Verein verarbeitet keine Lebensmittel. Diese Verantwortung übertragen wir unseren Freiwilligen, die diese als Privatperson übernehmen. Die meisten konsumieren einen Teil selbst und verschenken den anderen an Nachbar*innen, Freund*innen, Familienmitglieder oder Menschen, die es brauchen können.

 

Gesellschaftliche Entwicklung

Wie sehen Sie die gesellschaftliche Entwicklung in Bezug auf den Lebensmittelkonsum in den nächsten 10 Jahren?

In 10 Jahren haben wir das SDG-Ziel der Reduzierung der Lebensmittelverluste und -verschwendung auf über 50% durch einen systemischen Wandel erreicht. Lebensmittel werden wieder mehr wertgeschätzt und Reste werden kreativ verarbeitet.

Wird sich in Ihren Augen die Bevölkerung bewusster ernähren? Was muss passieren, damit sich die Bevölkerung in den nächsten 10 Jahren bewusster ernährt?

Die Menschen planen ihre Einkäufe im Voraus und lassen sich weniger von ungesunden Produkten im Angebot verführen.

 

Lebensmittelverschwendung in Luxemburg

Erklären sie in 5 # Hashtacks das Problem der Lebensmittelverschwendung in Ihren Augen.

#climatecrisis #foodcrisis #stopfoodwaste #law #foodsaving

Wie groß, ist in Ihren Augen das Problem Food Waste in Luxemburg?

Den neuesten Zahlen von Eurostat zufolge landen in Luxemburg pro Person pro Jahr 147 kg Lebensmittel im Abfall. Dabei macht der Abfall im Haushalt mit 91 kg am meisten aus, jedoch darf dies nicht von der Verantwortung der Betriebe in der Produktion ablenken.

Quelle: https://ec.europa.eu/eurostat/en/web/products-eurostat-news/-/ddn-20220925-2

Zudem korreliert der Wohlstand der Verbraucher*innen mit der Menge an weggeworfenem Essen, sodass einkommensstarke Haushalte mehr verschwenden als einkommensschwache.

Quelle: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0228369

Wird in Ihren Augen genug gegen das Problem Food Waste getan? Wenn nein, wie kann mehr dagegen getan werden?

Nein, Luxemburg braucht ein Gesetz zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung, welches die gesamte Wertschöpfungskette sowie die Konsumierenden miteinbezieht. Um diesen systemischen Wandel zu erleichtern haben wir politische Forderungen aufgestellt: https://www.foodsharing.lu/wp-content/uploads/2023/03/Politische-Forderungen-von-Foodsharing-Luxembourg.pdf

Was wünschen Sie sich, was jeder Konsument über Lebensmittelreste/Lebensmittelverschwendung wüsste?

Rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel werden nicht konsumiert. [1] Die enthaltenen Ressourcen wie Arbeitsstunden, Wasser, Transport usw. sind damit ebenso vergeudet. Dies hat verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima. Laut dem IPCC-Bericht von 2019 waren alleine zwischen 2010 und 2016 Lebensmittelverluste und -verschwendung für 8 bis 10 % aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. [2]

 

[1] United Nations on food loss and waste: https://www.un.org/en/observances/end-food-waste-day

[2] IPCC Special Report on Climate Change and Land, August 2019, Chapter 5: https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2019/11/08_Chapter-5.pdf

 

Ihre Vision

Wie sieht in Ihren Augen optimale/gesunde Ernährung aus?

Unser Verein konzentriert sich auf die Lebensmittelwertschätzung und -rettung. So stellen wir uns eine optimale Ernährung vor, in der Menschen planen, was sie essen, um nur diese Lebensmittel einzukaufen. Viele Spontankäufe beinhalten einen höheren Anteil an ungesunden Produkten, da vor allem diese Verpackungen visuell noch stärker zum Kauf verleiten sollen, und da diese oft mit Rabattaktionen versehen oder in Großverpackungen daherkommen. Ein Plan gibt Sicherheit und spart Geld. Zudem wünschen wir uns eine höhere Wertschätzung der Lebensmittel, d.h. zu verstehen, wie viele wertvolle Ressourcen, wie Arbeitszeit, Transportwege und Wasser in dem ganzen Produktionsprozess, stecken.

Haben sie Tipps um Lebensmittelreste zu vermeiden?

Zu Hause:

  • Planen Sie besser beim Einkaufen
  • Werden Sie kreativ mit Resten

An Schulen:

  • Schüler*innen die Möglichkeit geben, Veranstaltungen zur Thematik zu organisieren
  • Aufklärung über die Bezeichnungen „Mindesthaltbarkeitsdatum“ und „Verbrauchsdatum“

In Büros:

  • Führen Sie Aufzeichnungen über Lebensmittelabfälle und passen Sie die Mengen entsprechend an
  • Essen Sie, was Sie im Bürokühlschrank gelassen haben, bevor es verdirbt

In Restaurants:

  • Ermöglichen Sie den Kund*innen, kleinere Mengen zu bestellen oder eine Mahlzeit zu teilen
  • Ermutigen Sie Kund*innen, ihre eigenen Behälter mitzubringen, um Reste mitzunehmen

In Supermärkten:

  • Ermutigen Sie die Produzierenden, alles zu ernten, um Lebensmittelverluste zu vermeiden
  • Vergünstigen Sie Lebensmittel kurz vorm Verbrauchs- und Mindesthaltbarkeitsdatum
  • Spenden Sie unverkäufliche, essbare Lebensmittel an Organisationen, wie Foodsharing Luxembourg

Unsere politischen Forderungen finden Sie auf unserer Webseite auf Deutsch, Französisch und Englisch: https://www.foodsharing.lu/lb/politesch-fuederungen/

 

Vielen Dank für das Interview

Bei weiteren Informationen zu Foodsharing Luxemburg finden sie unter:

Foodsharing Luxembourg – Liewensmëtteloffäll reduzéieren .