Krummes Gemüse – nicht perfekt, trotzdem lecker!

Ob zu klein, zu dick, zu dünn oder krumm, täglich landen Millionen Tonnen an „unperfektem“ Obst und Gemüse im Müll. Qualitätsanforderungen der EU sind unter anderem für das Aussortieren von Obst und Gemüse, welches gewisse Makel hat, verantwortlich. Doch auch Supermärkte geben den Produzenten immer häufiger vor, wie die Lebensmittel auszusehen haben, da sich makelloses Gemüse am besten verkaufen lässt. Dabei ist längst nicht jedes Exemplar perfekt. Wer einen eigenen Gemüsegarten hat, weiß, dass einige kuriose Formen bei der Ernte entdeckt werden können, so zum Beispiel bei Möhren, Kartoffeln oder Erdbeeren. Nur im Einkaufswagen sind diese Exemplare nicht gerne gesehen, weshalb es meist gar nicht erst im Einzelhandel landet. Entspricht etwas nicht der Norm, wird es noch in der Produktion entsorgt oder bleibt einfach auf dem Feld liegen. Der Aufwand bis zur Ernte ist bei unschönem Gemüse allerdings genau der gleiche wie bei optimalem Gemüse. Es sind dabei jedoch nicht nur Größe und Form, die über die Zukunft des Ernteguts entscheiden. Neben diesen Faktoren tragen außerdem Verfärbungen der Schalen oder fehlendes Grün zur Entsorgung bei. Aber auch Überproduktion, falsche Etikettierung oder unsortierte Ware landen im Container. Das sorgt zunehmend für Lebensmittelverschwendung.

In Europa werden durchschnittlich 30 % der Ernte aussortiert, da sie nicht der Norm entspricht. Die daraus resultierende Lebensmittelverschwendung hat weitreichende Folgen. Pro Jahr werden allein in Luxemburg 28 % der Flächen umsonst bewirtschaftet. Auf dieser Fläche werden Wassermengen verbraucht, die dreimal dem Genfer See entsprechen (250 Kubikmeter). Außerdem entstehen durch die weggeworfenen Lebensmittel rund 330 Gigatonnen Treibhausgase.

7 % der in Luxemburg weggeworfenen Lebensmittel stammen aus dem Handel, von dem sie aufgrund ihres Aussehens, Gewichts oder Haltbarkeitsdatums vom Verkauf ausgeschlossen werden.

Generell entstehen pro Jahr 5.150 Tonnen Lebensmittelabfälle im Handel, was einer Menge von 8,7 Kilogramm pro Person / Jahr allein in Luxemburg entspricht.

Aufgrund dessen, dass in der biologischen Landwirtschaft besonders ressurcenschonend und ohne chemische Pestizide und Gentechnik gearbeitet wird, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Schädlingsbefall höher. Das führt dazu, dass in diesem Sektor meist noch mehr aussortiert werden muss.

Immer häufiger wird die Ware mit Mängeln in Supermärkten zu reduzierten Preisen angeboten. Die Preisreduktion weckt bei einigen Kunden aber den Eindruck, dass es sich um minderwertige Ware handelt, sodass sie dennoch im Laden liegen bleibt und anschließend im Container landet. Studien haben gezeigt, dass das Bewusstsein von unperfektem Gemüse und Obst mit dem Bewusstsein für die Natur und die biologische Landwirtschaft einhergeht. Regional einkaufen kann zudem zur Stärkung von krummen Gemüse am am Markt beitragen. Was wir einkaufen hat somit großen Einfluss auf die Lebensmittelverschwendung. Aus diesem Grund haben sich einige Organisationen darauf spezialisiert, krummes und auf den ersten Blick nicht perfektes Gemüse und Obst zu verkaufen. Warum auch nicht? Krummes Gemüse enthält genauso viele Nährstoffe und Vitamine, wie das, das im Supermarkt angeboten wird und schmeckt dementsprechend genauso lecker.

In Luxemburg bietet „OnPerfekt“ (www.onperfekt.lu) beispielsweise seit 2020 Gemüseboxen an, die eben dieses sogenannte suboptimale Obst und Gemüse beinhalten. In ihrem Shop verkaufen sie neben dem krummen Gemüse auch Produkte, die zwar das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, aber noch sehr gut genießbar sind. Bei der solidarischen Landwirtschaft haben sich außerdem Betriebe und Privatleute zusammengeschlossen, um ein nachhaltiges Ernten von Produkten zu gewährleisten. Mitglieder können die Ware entweder selbst ernten oder direkt beim Produzenten abholen.

© Foto: www.antigaspi.lu