Topinambur – Im Schatten der Kartoffel

Topinambur (wissenschaftlich: Helianthus tuberosus) stammt aus Mittel- und Nordamerika, gehört zur Familie der Korbblüter und ist eng mit der Sonnenblume verwandt. Die im deutschen gebräuchliche Bezeichnung „Topinambur“ ist zurückzuführen auf den Stamm der Tupinambá, brasilianische Ureinwohner, die im 17. Jahrhundert zu Forschungszwecken nach Paris gebracht wurden.

Weitere Namen für die Knollen sind Jerusalemartischocke, Erd-Sonnenblume oder Ewigkeitskartoffel.

Nachdem die ersten Exemplare von französischen Kolonisten aus der neuen Welt nach Frankreich geschickt wurden, gewann der (oder auch die) Topinambur aufgrund seiner gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe und Wohlgeschmacks schnell an Popularität. Allerdings trat wenig später eine andere Knolle vom amerikanischen Kontinent ihren Siegezug durch Europa an: die Kartoffel. Obwohl die Kartoffel ernährungsphysiologisch schlechter abschneidet als der Topinambur, wurde sie aufgrund ihrer langen Lagerfähigkeit und des höhere Ertrags bevorzugt. Heute feiert Topinambur vor allem wegen seines delikaten Geschmacks ein Revival in der gehobenen Gastronomie, ist aber auch immer häufiger in gut sortieren Supermärkten zu finden.

Topinambur ist äusserst anspruchslos bei der Standortwahl, bevorzug allerdings leicht saure Böden in sonniger Lage. Da der Topinambur viele Wurzelknollen ausbildet, sollte er nicht neben Pflanzen gesetzt werden, die ebenfalls ein starkes Wurzelwerk benötigen. Den Spitznamen Ewigkeitskartoffel trägt Topinambur nicht ohne Grund: die er ist extrem Wetterresistent und neigt kaum zu Krankheits – und Schädlingsbefall. Da die Pflanze in unseren Breiten auch wenig Fressfeinde hat, wird sie als Neophyt angesehen, der sich rasant ausbreitet. Das kann verhindert werden, indem eine Wurzelsperre um das Topinambur-Beet gelegt wird.

Um die Pflanze anzubauen können Knollen aus dem Supermarkt oder dem Gartenfachhandel genutzt werden. Sie werden 8 – 15 cm tief mit einem Pflanzenabstand von 30 cm und einem Reihenabstand von 30 – 60 cm gesetzt, idealerweise im Februar oder März. Die Pflanze kann bis zu drei Meter hoch wachsen, die Ernte ist prinzipiell ganzjährig möglich, in den trockenen Sommermonaten ist die Knolle allerdings recht zäh.

Neben den vielen Mineralien und Spurenelementen enthält der Topinambur noch ein ganz besonderes Kohlenhydrat: das Inulin. Inulin kann vom Körper selbst nicht aufgenommen werden, verlangsamt aber die Verstoffwechselung anderer Nährstoffe, wodurch ein längeres Sättigungsgefühl eintritt. Dieser Effekt wird durch die Wasserbindefähigkeit des Inulins noch weiter erhöht. In der Zubereitung ist Topinambur sehr vielseitig, geschält und roh aufgehobelt kommt das nussige Aroma am besten zur Geltung und bereichert jeden Salat. Wenn man die dünnen Scheiben mit Öl bestreicht und für ca. 15 Minuten bei 200 °C Umluft in den Backofen schiebt, erhält man leckere Chips. Topinambur-Püree ist ein exzellenter Begleiter für Fischgerichte, während die geschmorte Knolle eine Lammkeule hervorragend ergänzt.